Cewe Betriebsrat stellt sich gegen Friege

Auch nachdem das Kuratorium der Neumüller Cewe Color Stiftung Yvonne Rostock als Nachfolgerin für den derzeitigen Cewe CEO Dr. Christian Friege benannt hat, geht die Debatte über die Besetzung des Vorstands weiter. In einem für Außenstehende überraschenden Zeitpunkt hat sich nur der Betriebsrat mit einem Offenen Brief an Alexander Neumüller, Destinatär der Neumüller Cewe Color Stiftung und Erbe des Firmengründers, sowie Dr. Friege zu Wort gemeldet. In dem nicht namentlich unterschriebenen Dokument wird gefordert, die von der Erbengemeinschaft angekündigte Entsendung Frieges zum 1.Januar 2023 in den Cewe Vorstand nicht umzusetzen. Cewe hat auf Anfrage von imaging+foto-contact den Vorgang nicht inhaltlich kommentiert.

Der Offene Brief des Betriebsrates im Wortlaut:

„Sehr geehrter Herr Neumüller, sehr geehrter Herr Friege,
mit der Berufung von Yvonne Rostock zur Vorstandsvorsitzenden hat das Kuratorium der Cewe Color Stiftung nach unserer Einschätzung eine gute Wahl getroffen. Wir, das sind der Konzern- und Gesamtbetriebsrat sowie die Betriebsräte der Cewe-Standorte, erhoffen uns von Frau Rostock wesentliche Impulse, um die Innovationsfähigkeit und das Wachstumspotenzial unseres Unternehmens nachhaltig zu verbessern.

Natürlich wollen wir, dass Frau Rostock bei ihrem Start im nächsten Jahr auch Voraussetzungen antrifft, die ihr eine erfolgreiche Arbeit ermöglichen. Das ist aber möglicherweise nicht der Fall, weil Sie, Herr Neumüller, in Ihrer Eigenschaft als Destinatär Herrn Friege wieder in den Vorstand entsandt haben, obwohl das Kuratorium aus guten Gründen beschlossen hatte, dessen Vorstandsvertrag nicht mehr zu verlängern.

Wir wollen hier nicht spekulieren, was dabei Ihr Kalkül war und ist. Wir sind aber der festen Überzeugung, dass es der Entwicklung von Cewe nicht förderlich wäre, wenn Frau Rostock im Vorstand mit ihrem zuvor vom Kuratorium ausgemusterten Vorgänger zusammenarbeiten müsste. Es ist nicht nur ein Gebot der Fairness, sondern im Interesse einer guten Zusammenarbeit des gesamten Vorstandsteams, diese offensichtliche Sollbruchstelle zu vermeiden.

Wir möchten deshalb an Sie beide appellieren, das Unternehmensinteresse über Ihr persönliches Interesse zu stellen.

Sehr geehrter Herr Neumüller, es ist ja nicht das erste Mal, dass wir uns in einem Brief an Sie wenden. Wir hatten Ihnen in unserem Schreiben vom Sommer die Gründe erläutert, warum wir Herrn Friege nicht mehr für geeignet hielten, das Unternehmen weiterzuführen. Leider hatten Sie den Brief und unser Gesprächsangebot seinerzeit ignoriert. Das war sehr enttäuschend. Und es wollte so gar nicht zu Ihrem öffentlichen Mitarbeiterbrief vom April passen, in dem Sie noch den Teamgeist und das vertrauensvolle Miteinander bei Cewe beschworen hatten.

Leider haben wir inzwischen den Eindruck gewonnen, dass Sie doch sehr weit weg sind von unserem Unternehmen und kein Gefühl dafür haben, wie die Meinungsbildung in unserem Unternehmen vorangeschritten ist. Die Belegschaft und auch große Teile des Managements wünschen sich den Führungswechsel sehnlichst herbei. Das Vertrauen in Herrn Friege ist nicht mehr gegeben.

Ihr Vater hatte seinerzeit aus guten Gründen entschieden, das Kuratorium der Stiftung mit der Vorstandsbesetzung zu betrauen. Dieses Gremium hatte im Frühjahr mehrheitlich entschieden, sich von Herrn Friege zu trennen. Akzeptieren Sie dies bitte und machen Ihre Entsendung von Herrn Friege rückgängig! Das Entsendungsrecht des Destinatärs sollte mit Sicherheit nicht dazu dienen, Entscheidungen des Kuratoriums zu konterkarieren oder gar zu revidieren. Es liegt allein in Ihrer Hand, dass hier wieder Ruhe einkehrt.

Sehr geehrter Herr Friege, wir erkennen Ihre Leistung als Vorstandsvorsitzender an, wenngleich wir den Führungswechsel aus Gründen, die Sie gut kennen, befürwortet haben. Aber stellen Sie jetzt Ihr Wirken nicht in Frage, indem Sie mit Ansage eine Führungskrise provozieren. Gehen Sie bitte mit Anstand und Würde, aber gehen Sie!

Die Mitarbeitenden von Cewe werden es Ihnen danken.

Mit freundlichen Grüßen

Der Konzern- und Gesamtbetriebsrat

Die Betriebsräte der Cewe Standorte”

In einer Antwort auf eine Anfrage von imaging+foto-contact folgte Cewe der bisherigen Linie, die Vorgänge um die Besetzung des Vorstandes nicht inhaltlich zu kommentieren: „Schon in der Vergangenheit haben das Unternehmen, der Vorstand und der Vorstandsvorsitzende öffentliche Diskussionen rund um die Besetzung des Vorstandsvorsitzes von Cewe nicht kommentiert. Diese Linie gilt auch weiterhin und ist mit den Aufsichtsgremien abgestimmt.

Gerade jetzt gibt es im Unternehmen nur einen Fokus: Das immens wichtige Weihnachtsgeschäft. Das ist unser Versprechen an die Mitarbeitenden, Investoren sowie natürlich an die Kundinnen und Kunden.“

Am 11. November hatte Cewe im Bericht über das dritte Quartal 2023 für alle Geschäftsfelder Wachstum in Umsatz und Ertrag gemeldet.