Photo+Medienforum Kiel erweitert seine Angebote

Olaf Kreuter: „Wir haben genug finanziellen Spielraum, um die Zukunft des Photo+Medienforums Kiel neu zu gestalten.” (Foto: Photo+Medienforum/LisaHarms)

Im kleinen Kreis fand in ­diesem Jahr die Mitgliederversammlung mit Kura­toriumssitzung des Photo+Medienforums Kiel statt. Nach der Trennung von der Landesberufs­schule, die wie geplant zum 31. Juli 2023 vollzogen wurde, haben Vorstand und Geschäftsführung zahlreiche Maßnahmen eingeleitet, um die Institution auf die Zukunft auszurichten. Wie erwartet wurde das Jahr 2023 mit einem hohen Verlust abgeschlossen, aber bereits in diesem Jahr sollen die eingeleiteten Maßnahmen erste Wirkungen zeigen. imaging+foto-contact hat mit Geschäftsführer Olaf Kreuter darüber gesprochen, wie es weiter geht.

imaging+foto-contact: Nach der Trennung von der Landesberufsschule richtet sich das Photo+Medienforum Kiel neu aus. Das ist in diesen wirtschaftlich ohnehin nicht einfachen Zeiten sicher eine große Herausforderung. Welche Zukunft hat das Photo+Medienforum Kiel angesichts der hohen Verluste? Haben Sie Sorgen um die Liquidität?

Olaf Kreuter: Nein, die Liquidität bereitet weder der Geschäftsführung noch dem Vorstand derzeit ernsthafte Sorgen. Die Trennung von der Landesberufsschule und der hohe Verlust, der im vergangenen Jahr entstanden ist, kamen ja nicht überraschend. Deshalb haben wir frühzeitig Maßnahmen eingeleitet, um existenzielle Probleme für unsere Einrichtung zu vermeiden. Dazu gehörte der Verkauf der Räumlichkeiten an einen Investor, von dem wir den Teil des Gebäudes, den wir tatsächlich benötigen, jetzt mieten. Die Mittel aus dem Kaufpreis geben uns genug Spielraum, um die Zukunft des Photo+Medienforums Kiel neu zu gestalten.

imaging+foto-contact: Welche Maßnahmen stehen dabei im Mittelpunkt?

Olaf Kreuter: Wir müssen natürlich neue Einnahmequellen erschließen. Das geschieht auf zwei Wegen: Zum einen bauen wir bestehende Formate, z. B. die Lehrgänge zur Vorbereitung auf die Meister-Prüfung und die überbetriebliche Unterweisung der Auszubildenden aus den nördlichen Bundesländern, weiter aus. Zum anderen sprechen wir mit neuen Angeboten zusätzliche Zielgruppen an. Damit haben wir ja bereits im vergangenen Jahr begonnen, z. B. mit den Workshops rund um die Themen Fotografie und Medien, die wir als Bildungsurlaube anbieten.

imaging+foto-contact: Wie wird dieses Angebot angenommen?

Brandneu in Kiel sind Online-Seminare, in denen man die Erzeugung
von Bildern mit KI lernen kann. (Abb: Photo+Medienforum/Adrian Rohnfelder)

Olaf Kreuter: Wir sind mit dem Start zufrieden, und was noch wichtiger ist: Wir verzeichnen in diesem Jahr für diese Angebote deutlich steigende Anmeldezahlen. Bereits jetzt liegen wir über dem vergleichbaren Stand des Vorjahres und erwarten bis Ende des Jahres weiteres Wachstum.

imaging+foto-contact: Sie bauen auch die Lehrgänge weiter aus. Geht es Ihnen dabei um quantitatives oder qualitatives Wachstum?

Olaf Kreuter: Es geht natürlich um beides. Denn eine Steigerung der Teilnehmerzahlen lässt sich leichter erreichen, wenn man auch inhaltlich mehr zu bieten hat. Deshalb erweitern wir den Vorbereitungslehrgang für die Meisterprüfung im Fotografenhandwerk jetzt um ein drittes Modul, das die wirtschaftliche Komponente in den Mittelpunkt stellt. So kann man die gesamte Vorbereitung für die Meisterprüfung innerhalb von sechs Wochen in Kiel absolvieren. Auch mit der Resonanz auf die Ausbildung zum Medienfachwirt Digital (IHK) sind wir zufrieden. Und wir erweitern das Angebot jetzt um die Ausbildung zum Visual Content Manager (IHK), denn Bilder spielen ja in sozialen und digitalen Medien sowie bei der Online-Präsentation von Unternehmen eine immer wichtigere Rolle. Noch in diesem Jahr starten wir mit der KI-Medienschule zudem ein ganz neues Angebot. Hier geht es darum, wie man als Fotograf, Content Creator, Webseitenbetreiber, Redakteur, Marketingprofi oder auch als interessierter Liebhaber KI-Technologien zur Generierung von Bildern so nutzt, dass gute Ergebnisse entstehen. Dafür werden anerkannte Experten den Teilnehmern die relevanten Tools erklären und alles Wissenswerte rund um deren Einsatz vermitteln.

imaging+foto-contact: Ich kann also in Kiel z. B. lernen, wie ich ­Bilder mit Midjourney erzeuge?

Olaf Kreuter: Das können Sie tatsächlich bei uns lernen, allerdings nicht in Kiel, denn zunächst sind alle Kurse online geplant. Dabei geht es um die Nutzung von generativer KI auf unterschiedlichen Ebenen. Dazu gehören rechtliche Aspekte ebenso wie die Nutzung von Angeboten wie Midjourney und nicht zuletzt auch um die Anwendung von KI-generierten Bildern in sozialen Medien, in der Portraitfotografie und anderen Segmenten der Bilderzeugung.

imaging+foto-contact: Wann soll dieses Angebot starten?

Olaf Kreuter: Wir werden Ende August einen Infoabend durchführen und mit den Online-Kursen ab Oktober beginnen.

imaging+foto-contact: Diese neuen Angebote richten sich vor allem an Fotografen und Content Creator. Welche Rolle spielt der Fotohandel für das Photo+Medienforum Kiel?

Olaf Kreuter: Wir haben selbstverständlich ja auch Angebote für den Fotohandel, die auch von wichtigen Unternehmen genutzt werden. Ich sage aber ganz offen, dass hier noch deutlich Luft nach oben ist, was die Nachfrage angeht. Selbstverständlich sind wir auch mit führenden Vertretern des Fotohandels im Gespräch, um zu ermitteln, welche Lernangebote gebraucht werden.

imaging+foto-contact: Gibt es noch weitere Ideen, um die Einnahmen zu steigern?

Olaf Kreuter: Es gibt nicht nur Ideen, sondern schon konkrete Projekte. So nutzen wir z. B. die Küche unseres Wohnheims, um Catering-Angebote für Dritte anzubieten. Nachdem wir im vergangenen Jahr fünf Pilotbuchungen verzeichnet haben, sind wir in diesem Jahr bereits bei 22 und haben noch einige schwebende Angebote sowie weitere Anfragen in Arbeit. Zudem wollen wir die Sichtbarkeit des Photo+Medienforums in der Stadt Kiel ausbauen und haben dafür mit unseren Kultur/Photo Nights ein gutes Konzept gefunden. Hier laden wir erfolgreiche Fotografinnen und Fotografen ein, die ihre Bilder präsentieren und in einem Talk darüber sprechen können. Damit stärken wir nicht nur unsere Sichtbarkeit in Kiel, sondern haben auch die Möglichkeit, ein Teil von Kultur-Projekten zu werden, deren Kosten von der Stadt getragen werden.

 

Da es für das Wohnheim eine Küche und einen Koch gibt, ist der jetzt erfolgte
Einstieg ins Catering-Geschäft ein logischer Schritt. Foto: Photo+Medienforum

Ganz wichtig ist auch unsere Bewerbung beim Land Schleswig-Holstein, Teil des Förderprogramms Digital Learning Campus zu werden. Bei diesem Projekt sollen an allen Hochschul-Standorten Lernorte für die digitale Anwendungen und Technologien entstehen, die von Studierenden und Lehrenden ebenso genutzt werden können wie von Unternehmern, Selbständigen, Beschäftigten oder Schülerinnen und Schülern. Das Photo+Medienforum Kiel hat sich zusammen mit der Fachhochschule Kiel für eine Förderung des DLC Lernortes „Digitale Bilder, Räume und Welten“ in unseren Räumen beworben. Dort wollen wir vermitteln, wie man zwei- und dreidimensionale Abbildungen, Objektive und Räume unter Einsatz von Fotografie, Künstlicher Intelligenz, Computer Generated Imaging (CGI), Photogrammetrie und anderer Technik erfassen, erstellen und verarbeiten kann. Davon versprechen wir uns tatsächlich einen wichtigen Impuls für unsere Institution und erwarten bereits in den nächsten Wochen einen verbindlichen positiven Bescheid, der uns schon vorab signalisiert wurde.

imaging+foto-contact: Sie sehen also zuversichtlich in die Zukunft.

Olaf Kreuter: Unbedingt, denn wir haben ja noch viele andere Ideen, wie wir die Angebote des Photo+Medienforums Kiel ausbauen können. Natürlich stehen wir immer noch vor großen Herausforderungen. So rechnen wir für das laufende und vielleicht auch für das kommende Jahr noch mit weiteren Verlusten, die allerdings deutlich geringer aus­fallen werden als im vergangenen Jahr. Ab 2026 wollen wir dann ­wieder schwarze Zahlen schreiben. Ich bin sehr zuversichtlich, dass uns das gelingt.

imaging+foto-contact: Herr Kreuter, wir danken Ihnen für ­dieses Gespräch.