Nach seiner Entlassung hatte Woodford schwere Vorwürfe gegen das japanische Management erhoben und insbesondere Tsuyoshi Kikukawa und Executive Vice-President Hisashi Mori schwerer Versäumnisse beschuldigt. Die beiden tragen nach Woodfords Ansicht die Verantwortung für finanzielle Transaktionen, bei denen dem Unternehmen ein Schaden von mehr als 1,3 Mrd. US$ entstanden sein soll. Dabei geht es zum einen um Beratungsgebühren und Provisionen in Höhe von insgesamt 687 Millionen US$, die Olympus im Zuge der Übernahme des Britischen Medizintechnik-Unternehmens Gyros an eine inzwischen aufgelöste Gesellschaft gezahlt hat, die auf den Cayman Inseln ansässig war und mit zwei japanischen Finanzmanagern in Verbindung gebracht wird. Inzwischen hat Woodford das britische Serious Fraud Office eingeschaltet, das für besonders schwere Fälle von Wirtschaftkriminalität zuständig ist. Auch das amerikanische FBI hat Medienberichten zufolge Ermittlungen aufgenommen.
Die zweite strittige Transaktion betrifft die Übernahme von drei kleineren japanischen Unternehmen, für die Olympus im Jahr 2008 etwa 800 Millionen US$ ausgab, im selben Jahr aber drei Viertel dieses Wertes abschrieb. Nachdem Woodford den Aufsichtsrat über diese Unregelmäßigkeiten informiert und den Rücktritt von Kikukawa und Mori gefordert habe, sei er gefeuert worden, erklärte der gebürtige Liverpooler. Kikukawa hatte die Entlassung Woodfords dagegen damit begründet, der Brite habe sich vom restlichen Olympus-Management-Team sowohl im Hinblick auf die Richtung des Unternehmens, als auch bezüglich seiner Management-Methoden entfernt und dadurch Probleme bei wichtigen strategischen Entscheidungen verursacht.
Olympus hat in den vergangenen Tagen in mehreren Erklärungen die von Woodford erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen und betont, die erwähnten finanziellen Transaktionen seien im Einklang mit den geltenden rechtlichen Bestimmungen erfolgt. Der Akienkurs des Unternehmens brach dennoch seit dem 14. Oktober um 50% ein. Offensichtlich auf Druck von Investoren kündigte der Aussichtsrat später die Einrichtung eines unabhängigen Untersuchungsausschusses an, der die Vorgänge aufklären soll. Auch die japanischen Kontrollbehörden sollen sich Presseberichten zufolge inzwischen mit dem Fall befassen. Woodford erklärte unterdessen der Nachrichtenagentur Reuters, er fürchte um seine Sicherheit und habe Scotland Yard um Polizeischutz gebeten.
Die Nachfolge Kikukawas als Chairman, Präsident und CEO hat mit Shuichi Takayama ein bisheriger Senior Executive Managing Officer des Unternehmens angetreten. Takayama arbeitet seit 41 Jahren für Olympus.