Mit zunehmender Dauer des Lockdowns verschiebt sich das Konsumverhalten in Deutschland immer weiter ins Netz. Das zeigt eine Studie des IFH Köln. Davon profitieren vor allem die Online-Spezialisten. Denn während der stationäre Handel sich mit innovativen Dienstleistungen alle Mühe gibt, die Kunden bei geschlossenen Läden zu erreichen, wird das Potential von Cross-Channel-Angeboten immer noch zu wenig genutzt.
Im Rahmen des „Corona Consumer Checks“ hat das IFH allein zwischen März und Dezember 2020 sieben Mal jeweils 500 Konsumentinnen und Konsumenten in einer repräsentativen Online-Erhebung zu ihrem Einkaufsverhalten befragt. Die in der letzten Januarwoche 2021 durchgeführte aktuelle Studie zeigt, dass sich die Stimmung der Deutschen durch die anhaltenden Coronamaßnahmen immer mehr eintrübt. So gab ein Großteil der Befragten an, aktuell genervt (38 Prozent) oder angespannt (32 Prozent) zu sein. Als entspannt beschrieben sich aktuell nur 26 Prozent; das waren weniger als in allen vorausgegangenen Befragungen. Ängstlich gestimmt waren dagegen lediglich 14 Prozent der Befragten. Damit lag dieser Wert nahezu auf dem gleichen Niveau wie zu Beginn der Pandemie im März 2020.
Die insgesamt bedrückte Stimmung hat auch Auswirkungen auf das Konsumverhalten: 37 Prozent der Befragten gaben an, jetzt weniger einzukaufen als vor dem zweiten Lockdown.
Die behördlich angeordneten Schließungen vieler Einzelhandelsgeschäfte nützt immer noch vor allem dem Onlinehandel. 34 Prozent der Befragten gaben an, ihre Einkäufe bewusst in den Internet-Kanal verlagert zu haben; das war eine Steigerung um acht Prozentpunkte im Vergleich zum Weihnachtsgeschäft Ende des vergangenen Jahres. Damit liegt der Onlineshift im Zeitvergleich des Corona Consumer Checks nahezu gleichauf mit dem bisher ermittelten Höchstwert im Mai 2020 (35 Prozent).
Bei der Nutzung der neuen Serviceangebote, die es dem Einzelhandel erlauben, trotz geschlossener Läden zu verkaufen, gibt es dem IFH zufolge noch jede Menge Luft nach oben. Am besten angenommen wird Click & Collect, von dem 17 Prozent der Befragten bereits Gebrauch gemacht haben, dicht gefolgt von Lieferservice-Angeboten von Händlern (16 Prozent). Dagegen werden Innovative Cross-Channel-Dienste wie z. B. die Beratung über soziale Netzwerke, virtuelle Showrooms und die Möglichkeit zum Virtual Shopping noch kaum genutzt (5 Prozent). Zwar wurden diese Angebote von den befragten Konsumenten als interessant empfunden, waren aber kaum bekannt. Deshalb liege im Ausbau dieser und weiterer Cross-Channel-Angebote sowie in der Kommunikation mit den relevanten Zielgruppen ein wichtiger Ansatz für den stationären Handel, stellt das IFH fest.