Der neue Vorstandsvorsitzende Dr. Josef Spichtig bezeichnete diese Maßnahmen als „unabdingbar für die Existenz des Unternehmens“ und erklärte die Absicht, die gesamte Struktur von Leica Camera auf ein in naher Zukunft erzielbares Umsatzvolumen von etwa 100 Millionen Euro auszurichten. Dabei soll das Unternehmen in seiner Gesamtheit, also einschließlich der Geschäftseinheiten Foto und Sportoptik, fortgeführt werden. Neben den beiden Kamerasystemen Leica M und Leica R will Spichtig auch in Zukunft Kompaktkameras als Kooperationsprodukte anbieten.
Straffungen in Produktion und Logistik sollen zu einer Halbierung des Lagerbestandes von aktuell 42 Millionen Euro führen, aber an den Standorten Solms und Portugal in der Weise durchgeführt werden, daß die Fertigung „Made in Germany“ nicht gefährdet ist.
Die Leica Camera Gruppe hat im vergangenen Geschäftsjahr, das am 31. März 2005 endete, einen Umsatzrückgang um 21 Prozent auf 93,7 Millionen Euro hinnehmen müssen. Zusätzlich zu dem bereits angekündigten Verlust von 15,5 Millionen Euro werden zur Zeit mit den Wirtschaftsprüfern Fragen zur Bewertung der Lagerbestände diskutiert, die noch zusätzliche Belastungen ergeben können. Die Verluste habe in der Bilanz zu einer Überschuldung geführt. Dazu betont das Unternehmen, durch Rangrücktritte sei jedoch derzeit sichergestellt, „daß im Überschuldungsstatus eine solche Überschuldung nicht entsteht.“ Zu den Kapitalmaßnahmen gehörte neben der Erhöhung des Grundkapitals durch Herausgabe neuer Aktien auch eine vereinfachte Kapitalherabsetzung um zehn Millionen Euro durch Zusammenlegung von jeweils drei Stückaktien zu einer. Gleichzeitig wurde die Kapitalrücklage in Höhe von 4,2 Millionen Euro aufgelöst. Beide Maßnahmen gleichen Wertminderungen und sonstige Verluste in einer Gesamthöhe von 14,2 Millionen Euro aus.
In das neue Geschäftsjahr startete die Leica Camera AG mit einem Umsatz von 6,2 Millionen Euro im Monat April, aus dem sich Verluste in Höhe von 1,7 Millionen Euro ergeben. Auch für den Monat Mai werden Umsätze und Verluste in einer vergleichbaren Größenordnung erwartet. Die Ergebnisplanung für das Geschäftsjahr 2005/2006 geht von operativen Verlusten in einer Größenordnung von 13 Millionen Euro aus. Überprüfungen im Hinblick auf mögliche Verbesserungen seien aber noch nicht abgeschlossen, erklärte das Unternehmen. Zu berücksichtigen sei auch ein möglicher außerordentlicher Aufwand für Restrukturierungsmaßnahmen. Für das Geschäftsjahr 2006/2007 sei dann ein ausgeglichenes Ergebnis als Ziel festgehalten.