Investoren besorgt über Kapitallücke bei Olympus

So ist per Ende September die Eigenkapitalquote von Olympus von 11.9 Prozent ein Jahr zuvor auf nur noch von 4,5 Prozent zurückgegangen. Zum selben Termin waren die Vermögenswerte von Yen 225 Mrd. Yen (2,2 Mrd. Euro) auf 46 Mrd. Yen (454 Mio. Euro) geschrumpft. Auf einer Pressekonferenz gab President Shuichi Takayama zu, die niedrige Eigenkapital-Quote könne für das Unternehmen zum Problem werden und kündigte an, Olympus werde seinen Cashflow nutzen, um die Kapitaldecke zu stärken. Zudem schloss der amtierende Olympus-Chef weitere Maßnahmen nicht aus, einschließlich der Möglichkeit von Partnerschaften mit anderen Unternehmen.

Olympus hat inzwischen mehrere Ausschüsse eingesetzt, um neue Regeln der Unternehmensführung zu erarbeiten und die Management-Kultur drastisch zu verändern. Den vom entlassenen Präsidenten Michael Woodford mehrfach geforderten sofortigen Rücktritt des gesamten Boards lehnte Takayama allerdings ab und erklärte, die Direktoren würden dafür gebraucht, die Vorfälle restlos aufzuklären und die von den japanischen Finanzbehörden geforderten Informationen bereitzustellen.

Für März oder April dieses Jahres kündigte Takayama eine außerordentliche Aktionärsversammlung an, die ein neues Board wählen soll. Ob dabei alle Direktoren ersetzt werden, ist noch offen.

Genau das wäre nach Ansicht von Michael Woodford aber die richtige Reaktion. Der 51jährige Brite, der am 1. Dezember auch seinen Platz im Olympus Board aufgab, bringt sich zur Zeit in Stellung, um den Chefsessel bei Olympus wieder zu übernehmen. Dabei kann er unter anderem auf die Unterstützung des früheren Olympus Managers und Präsidenten der Olympus Medical Systems Corporation, Koji Miyata, zählen, der zur Unterstützung Woodfords die Internetseite www.olympusgrassroots.com eingerichtet hat. Wichtige japanische Investoren halten die Rückkehr des Engländers, der den Skandal bei Olympus erst ins Rollen gebracht hatte, für eine weniger gute Idee. So ist es nicht ausgeschlossen, dass der derzeitige Präsident Shuichi Takayama, der die Nachfolge des in den Skandal tief verstrickten Tsuyoshi Kikukawa angetreten hatte, selber die Verantwortung dafür übernimmt, das Unternehmen neu aufzustellen.

Ob es dazu überhaupt kommt, steht noch nicht fest, denn Olympus ist aufgrund seines drastisch gesunkenen Börsenwertes ein attraktiver Übernahmekandidat geworden. Im renditeträchtigen Markt für medizinische und endoskopische Geräte verfügt das Unternehmen nämlich über eine dominierende Stellung auf dem Weltmarkt, das Kamerageschäft macht zwar noch Probleme, hat sich aber in diesem Jahr erholt. Neben Investmentgesellschaften sollen sich Presseberichten zufolge auch Fujifilm und Hoya für eine Übernahme des angeschlagenen japanischen Traditionsunternehmens interessieren.