Die negativen Entwicklungen auf dem Markt für Foto- und Imaging-Produkte haben sich auch 2020 fortgesetzt. Das zeigt sich in den vom Photoindustrie-Verband e.V. (PIV) veröffentlichten Marktzahlen: In der Gesamtbetrachtung gingen die Verkaufs- und Umsatzzahlen um zweistellige Prozentsätze zurück; davon war vor allem das Kamerageschäft betroffen. Einen Lichtblick sieht der Verband aber im Trend zu mehr Qualität in diesem Segment. Steigende Durchschnittspreise und die Aussicht auf neue Innovationen sollen der Branche in diesem Jahr positive Impulse geben.
Nach den vom Photoindustrie-Verband e.V. (PIV) gemeinsam mit der GfK erhobenen Verkaufszahlen fiel der Umsatz mit Digitalkameras, Camcordern und Action-Cams im Vergleich zum Vorjahr um über 17 Prozent auf knapp 720 Millionen Euro. Die Gesamtmenge der verkauften Kameras brach um über 25 Prozent auf nur noch 1,57 Mio. Stück ein. Dabei musste das Segment der klassischen Spiegelreflexkameras (DSLR) einen Absatzrückgang von fast 40 Prozent hinnehmen; wegen höherer Verkaufspreise fiel der Umsatzverlust in diesem Segment mit 30 Prozent etwas milder aus. Dagegen waren die spiegellosen Systemkameras mit einem Umsatzrückgang von 5,5 Prozent von der Flaute weniger betroffen. Analog zum Kameramarkt ging auch die Zahl der verkauften Objektive (ohne Kit-Ausstattungen) zurück, und zwar um 17,5 Prozent auf 554.000 Stück; der Umsatz fiel um 11,5 Prozent auf 348 Mio. Euro.
Die Zahl der verkauften Kompaktkameras (ohne Action-Cams) sank 2020 im Vergleich zum Vorjahr um über 28 Prozent auf 0,75 Mio. Stück, der Umsatz purzelte um fast 32 Prozent auf 162 Mio. Euro.
Die in den Vorjahren so beeindruckende Entwicklung der Nachfrage nach Sofortbildkameras zeigte sich bei einem Mengenrückgang von 15 Prozent auf 450.000Stück und einem Umsatz von 34 Mio. Euro (- 15 Prozent) gebremst. Da aber hierzulande rund neun Filme pro erworbener Kamera im Wert von 31 Millionen Euro verkauft werden, liegt der Gesamtwert des Sofortbildsegments bei immer noch respektablen rund 65 Millionen Euro.
Die wachsende Bedeutung bewegter Bilder hatte positive Effekte auf den Zubehörmarkt. So kauften die Kunden 2020 mit 0,866 Mio. Stativen und Rigs rund 8,8 Prozent mehr als im Vorjahr; das bedeutete einen Umsatz von 61 Mio. Euro (+ 5,2 Prozent). Der Absatz von Blitzgeräten erreichte bei einem Minus von über 25 Prozent noch 46.000 Stück; der Umsatz fiel hier um 26,6 Prozent auf ganze 11 Mio. Euro.
Der Verkauf von Fotodrohnen hat sich positiv entwickelt: Mit 294.000 Stück wurden 2020 deutlich mehr dieser Flieger abgesetzt als im Vorjahr; das brachte 166 Mio. Euro Umsatz in die Kassen. Dagegen sank die Nachfrage nach Action-Cams (inkl. Body-Cams und 360°-Kameras) um fast 33 Prozent auf 318.000 Einheiten, der Umsatz schrumpfte nahezu parallel auf 60 Mio. Euro.
Ausgesprochen stabil zeigte sich 2020 der Bereich Fotofinishing. Offensichtlich haben viele Konsumenten 2020 die zusätzliche Zeit, die sie wegen der Corona-Beschränkungen zu Haus verbrachten, dazu genutzt, sich mit ihren Fotos zu beschäftigen und Print-Fotoprodukte zu gestalten. Hier profitiert die Branche auch davon, dass durch den Boom der Smartphone-Fotografie kein Mangel an Bildern herrscht. Am Ende überschritt die Zahl der verkauften Fotobücher mit einem geringen Zuwachs erstmals die 9-Millionen-Marke, der Umsatz legte leicht auf 310 Mio. Euro zu. Auch die Nachfrage nach Foto-Mehrwertprodukten wie Wandbildern, Kalendern und Geschenkartikeln entwickelte sich positiv; der Umsatz in dieser Kategorie lag mit 364 Mio. Euro um fast 6 Prozent über dem Vorjahr.
Im Oktober 2020 seien die Marktteilnehmer noch davon ausgegangen, dass das bevorstehende Weihnachtsgeschäft mit Mehrwert-Aktionen der Industrie und Vertriebsmaßnahmen des Fachhandels den Rückgang der Nachfrage auf ein leichtes Minus im Gesamtjahr begrenzen könnte, erklärte der PIV. Leider seien diese Erwartungen aber nicht erfüllt worden, obwohl die Umsätze im vierten Quartal im Vergleich zum dritten Quartal spürbar zugelegt hätte. In welchem Umfang der zweimalige Lockdown im Jahr 2020 die Entwicklung des Imaging-Gesamtmarktes beeinflusst habe, lasse sich noch nicht beziffern. Die teilweise massiven Reisebeschränkungen dürften aber dazu geführt haben, dass viele Konsumenten die oft mit dem Urlaub verbundenen Anschaffungen neuer Kameras verschoben haben.
Die Tatsache, dass viele Kunden nach wie vor bereit sind, in hochwertige Produkte zu investieren, sorgt beim PIV für Zuversicht: „Der Durchschnittsverkaufspreis hat sich trotz der Pandemie 2020 sogar erhöht und unterstreicht die Tendenz zum Kauf von höherwertigen und erklärungsbedürftigen Produkten”, erklärte der Vorstandsvorsitzende Kai Hillebrand. „Hier können die Fotofachhändler mit Beratung, Service und Verlässlichkeit punkten. Das stimmt uns zuversichtlich für die gesamte Branche.”
Mit dieser Entwicklung steigt nach Beobachtungen des PIV auch die Nachfrage nach Schulungen, da immer mehr Konsumenten ihre fotografischen Fähigkeiten verbessern möchten und dabei auf die Unterstützung durch den Fachhandel setzen. Ebenfalls positiv entwickelt habe sich die Nachfrage nach Imaging-Lösungen für industrielle Anwendungen und den Bereich Sicherheit, betonte der Verband. Hier biete sich für die Branche die Chance, neue Märkte zu entwickeln.