Der ehemalige Fotohändler und langjährige Vorsitzende der Sektion Geschichte und Archive der DGPh, Dr. Rolf H. Krauss, ist am 2. Januar 2021 wenige Wochen nach seinem 90. Geburtstag in Stuttgart verstorben. Als Unternehmer, Fotograf, Sammler, Autor und Kunsthistoriker hat sich Krauss, der 2005 für seine Verdienste zum Ehrenmitglied der DGPh ernannt wurde, vor allem mit der Rolle von Kunst in der Fotographie und der Rolle von Fotographie in der Kunst auseinandergesetzt.
Nach seiner Promotion als Staatswirt übernahm Krauss 1956 in dritter Generation das familiäre Fotofachgeschäft G.A. Krauss KG in Stuttgart, das er erfolgreich weiterführte und 1991 verkaufte. In den 1980er Jahren engagierte er sich als Vorsitzender des Verwaltungsrats von europa-foto. Nach dem Verkauf des Geschäfts begann er ein Studium der Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität Stuttgart, das er 1999 mit einer weiteren Promotion – zum Thema „Photographie und Literatur – zur photographischen Wahrnehmung in der deutschsprachigen Literatur im 19. Jahrhundert” – abschloss.
1966 in die Deutsche Gesellschaft für Photographie berufen, war Krauss von 1977 bis 1996 Vorsitzender der Sektion Geschichte und Archive. In dieser Funktion organisierte er viele hochkarätige Veranstaltungen der Sektion. 1977 gründete Krauss das Mitteilungsblatt DGPh intern, dessen verantwortlicher Redakteur für seine Sektion er bis 1996 war. Krauss trug maßgeblich dazu bei, dass der seit 1978 verliehene Erich-Stenger-Preis (seit 2012 DGPh-Forschungspreis Photographiegeschichte) auf akademisches Niveau gehoben wurde.
Dem leidenschaftlichen Sammler sind viele Kollektionen zu verdanken, die heute vielen Interessierten zugänglich sind. So wurde sein Aufsatzdatenbank zur Fotographie 1994 als Dauerleihgabe „Collection Dr. R. H. Krauss ” in der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart untergebracht und 2016 an das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg übergeben, wo sie als „Dr. Rolf H. Krauss-Forschungsbibliothek“ weitergeführt wird.
Die 1973 von ihm begonnene Sammlung Kunst mit Fotographie, bestehend aus etwa 350 Werken von 175 Künstlerinnen und Künstlern, sowie seine eigenen künstlerischen Fotoexperimente unter dem Titel „Sukzessionen” sind im Besitz der Stuttgarter Staatsgalerie.
Krauss hinterlässt auch ein umfangreiches Werke als Autor fotohistorischer und fototheoretischer Bücher, darunter „Photographie als Medium, 10 Thesen zur konventionellen und konzeptionellen Photographie” (1979), die zusammen mit Frank Heidtmann und Hans-Joachim Bresemann systematische Bibliographie „Die deutsche Photoliteratur 1839-1978” und der 2019 erschienene Rückblick auf 56 Jahre Sammeltätigkeit „Ich sammle also bin ich. Sammeln als Lebensentwurf”.