In den vergangenen Wochen interessierten sich zwei potentielle Investoren für das Unternehmen. Doch nachdem die Finanzgruppe Cerberus vor wenigen Tagen wegen nicht zu überbrückender Differenzen bezüglich der Markenrechte bzw. der entsprechenden Lizenzen aus dem Bieterverfahren ausgeschieden ist, ruhen die Hoffnungen der Mitarbeiter und Gläubiger jetzt auf der britischen Photo-Me Gruppe. Diese will die AgfaPhoto GmbH nach heutigem Stand als „große Lösung“ mit allen Geschäftsbereichen übernehmen. Doch auch hier scheint die Frage der Lizenzen die Übernahme ernsthaft zu gefährden.
Inhaber der Markenrechte ist nach wie vor die Agfa-Gevaert AG in Belgien. Diese hat die Lizenz zur Vermarktung der Marke an die Agfa Holding abgegeben. Diese wiederum fordert von potentiellen Nachfolge-Nutzern einen Kaufpreis, der, je nach Umfang der Nutzungsrechte, auf der Gläubigerversammlung mit fünf Millionen Euro pro Jahr bis einmalig 40 Millionen Euro beziffert wurde. Cerberus hatte offensichtlich aufgrund der 40 Millionen Euro Forderung die Kaufverhandlungen mit der AgfaPhoto GmbH eingestellt. Der verbliebene Interessent, die Photo-Me Gruppe, geht den Angaben zufolge davon aus, mindestens während der kommenden drei Jahre jeweils fünf Millionen Euro an die Agfa Holding zahlen zu müssen. Wie Geschäftsführer Hans-Gerd Jauch und Sachwalter Dr. Andreas Ringstmeier übereinstimmend erklärten, scheint die Höhe dieser Forderung auch den Kauf durch Photo-Me zu verhindern. Doch selbst wenn sich Photo-Me und die Agfa Holding einigen, würde die Lizenzgebühr in jedem Fall den Kaufpreis schmälern.
Um das Verfahren zu vereinfachen und Übernahme-Verhandlungen zu erleichtern, kündigte die Agfa-Gevaert AG inzwischen den Lizenzvertrag mit der Agfa Holding. Die rechtliche Wirksamkeit dieser Kündigung wird allerdings von der Agfa Holding bestritten. Hier werden vermutlich Gerichte entscheiden müssen.
Sollte bis zum Wochenende kein Käufer für die AgfaPhoto GmbH gefunden worden sein, werden die Verantwortlichen versuchen, Teile des Unternehmens an „Investoren aus der zweiten Reihe“, so Jauch, zu verkaufen. Gute Aussichten haben dabei das Laborgeschäft, für das Fujifilm als ernstzunehmender Interessent genannt wurde, sowie der Chemie-Standort Vaihingen. Daß sich auch Interessenten für die Film- und Papierproduktion finden, wurde eher skeptisch beurteilt.
Wie es in dem Fall der Auflösung des Unternehmens bzw. von Unternehmensteilen mit den Mitarbeitern aussieht, ist derzeit vollkommen ungewiß. Zwar wurde die Gründung einer zweiten Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft in Aussicht gestellt; ob diese allerdings tatsächlich gegründet wird, steht in den Sternen.
Die Finanzierung muß neben den Geldern aus der öffentlichen Hand zunächst über die AgfaPhoto GmbH sichergestellt werden. Sollte diese nicht in der Lage sein, die erforderliche Summe aufzubringen, hat sich die Agfa-Gevaert AG verpflichtet, den Betrag zu finanzieren. Die Finanzierung hängt allerdings „von einer Reihe von Erwartungen“ ab, so ein Vertreter des belgischen Unternehmens. Wie diese Erwartungen konkret aussehen, war nicht in Erfahrung zu bringen. Schlimmstenfalls wird die Beschäftigungsgesellschaft nicht ins Leben gerufen. Das würde in der Konsequenz bedeuten, daß diejenigen Mitarbeiter, die nicht schon in die erste Beschäftigungsgesellschaft gegangen sind und stattdessen den Fortbestand des Unternehmens gesichert haben, für ihr Engagement und ihr Vertrauen bestraft würden.